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Wie hängen Biodiversität und Arzneimittel-Entwicklung zusammen?

Täglich werden wir mit neuen Schlagzeilen über menschliche Wirrungen, Feindseligkeiten und Schicksale in aller Welt konfrontiert. Eine der bedrohlichsten Krisen auf der Erde vollzieht sich hingegen weitgehend im Stillen – der rasch fortschreitende Verlust an Biodiversität, auch Artensterben genannt. Dieser hat auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung von neuen Arzneimitteln.

Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt von Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen), Genen und Ökosystemen auf der Erde. Manche dieser Arten haben sich über Hunderte Millionen von Jahren entwickelt. Zum Vergleich: Homo sapiens, der moderne Mensch, bringt es gerade einmal auf rund 300.000 Jahre. Im Vergleich zu Tieren wie Schildkröten oder Haien sind wir evolutionsgeschichtliche Neugeborene.

Bis zu eine Million Spezies sind inzwischen vom Aussterben bedroht. Sterben Arten aus, ist das nicht nur eine biologische Tragödie. Denn die Biodiversität spielt auch für die menschliche Gesundheit und die Pharmazie eine viel wichtigere Rolle, als man vermuten mag.

Ohne die biologische Vielfalt gäbe es zahlreiche Medikamente nicht, denn viele Wirkstoffe von Arzneimitteln kommen aus der Natur. Rund ein Viertel aller Arzneimittel ist pflanzlichen Ursprungs. Ein weiteres Viertel stammt direkt oder indirekt von Tieren oder Mikroorganismen. Hinzu kommt, dass nach Schätzungen erst rund 15 Prozent aller Arten überhaupt entdeckt und katalogisiert sind. Viele Arten werden durch Umweltzerstörung  ausgerottet, ohne dass wir überhaupt von ihnen wissen. Damit geht ein enormes Potential für pharmazeutische Wirkstoffe unwiederbringlich verloren.

Bei Pilzen schätzt man etwa, dass erst rund 7 Prozent aller Arten entdeckt sind. Zur Erinnerung: Penicillin – eine der bedeutendsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts – wurde ursprünglich aus dem Schimmelpilz gewonnen. Welche pharmazeutischen Potentiale schlummern in den noch unerforschten 93 Prozent? Uns Menschen sollte klar sein, dass mit dem Verlust von Biodiversität auch die Chancen sinken, künftig neue Wirkstoffe zu entdecken und innovative Arzneimittel zu entwickeln.

Bedroht sind viele Arten vor allem durch eines – den Menschen und seine derzeitige Lebens- und Wirtschaftsweise. Seitdem es Menschen gibt, geht das Artensterben auf der Erde rund 1000-Mal schneller vonstatten. Aber die Lage ist nicht hoffnungslos: Jede/r kann nach seinen Möglichkeiten zum Schutz der Biodiversität beitragen, z.B. durch ein achtsames Konsumverhalten, eine fleischarme Ernährung, nachhaltige Geldanlagen oder durch die Förderung von Vielfalt im heimischen Garten. Denn letztlich ist der Schutz der Biodiversität auch unser eigener Schutz.