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Impfen in der Apotheke: „Die Leute lieben es"

Für den Südtiroler Apotheker Stephan Peer ist das Impfen in der Apotheke bereits eine Selbstverständlichkeit.

Noch warten Österreichs Apothekerinnen und Apotheker auf den Startschuss des Gesetzgebers, dass sie die Ärzteschaft beim Impfen der Bevölkerung unterstützen können. Das würde die hierzulande teils sehr schlechten Durchimpfungsraten signifikant steigern, so die Erwartung von Experten. Dutzende Länder weltweit, in denen das Impfen in der Apotheke zum Alltag gehört, davon allein 17 in Europa, zeigen den Weg.

Ein (neidvoller) Blick über den Brenner …

Eines dieser Länder ist Italien. Apotheker Stephan Peer aus Lana bei Meran in Südtirol spricht über das Impfwesen in den dortigen Apotheken.

Seit wann wird in der Autonomen Region Südtirol-Trentino geimpft und was war ausschlaggebend für die Impfgrundlage?

Peer: Wir impfen seit November 2021. Der Motor war Corona. Norditalien war in der ersten Pandemiephase ein tragischer „Hotspot“ bei den Infektionen. Die Regierung in Rom hat gemerkt: Die Flexibilität der Apotheken und die flächendeckende Verteilung sind große Vorteile.  Tatsächlich haben die Apotheken in der Pandemie Großes geleistet. Daher wurde das Impfen in der Apotheke eingeführt. Es hat sich mittlerweile als fixer Bestandteil der apothekerlichen Serviceleistungen etabliert.

Wogegen kann man sich in den Südtiroler Apotheken impfen lassen?

Peer: Aktuell bieten wir Impfungen gegen COVID-19 und die Grippe an.

„Unser Apothekenwesen ist unverzichtbarer Teil des Gesundheitssystems“

Welche anderen Dienstleistungen werden in den Südtiroler Apotheken angeboten?

Peer: In Italien gibt es den Begriff der „Farmacia dei Servizi“, zu Deutsch Dienstleistungs-Apotheke. Wir führen bestimmte Grundtests durch, etwa Blutbestimmung, Blutdruckmessungen und andere. Darüber hinaus können wir Telemedizin betreiben und sogar Krankenpfleger bzw. Krankenschwestern einstellen. Man kann sagen: Unser Apothekenwesen ist heute ein essenzieller, mittlerweile unverzichtbarer Teil des Gesundheitssystems. Das Impfen ist ein zentraler Bestandteil.

In wie vielen Apotheken Südtirols können sich die Menschen impfen lassen und wie hoch ist die Nachfrage?

Peer: Südtirol besitzt ungefähr 130 Apotheken, in 42 davon, also rund einem Drittel, wurde vergangenen Winter geimpft. Die Apotheke Lana, in der ich arbeite, hat zwischen Oktober und Dezember 220 Impfungen durchgeführt. Ohne Übertreibung kann ich sagen: Die Leute lieben es. Es ist viel angenehmer und ruhiger als in einem Impfzentrum durchgeschleust zu werden oder im ärztlichen Wartezimmer sitzen zu müssen. Ein weiteres Feedback, das wir bekommen: Die Apothekerin bzw. der Apotheker nimmt sich mehr Zeit als andere Impfanbieter. Und noch ein Vorteil: Das Ganze funktioniert unbürokratisch: Online-Anmeldung, Online-Impfbestätigung, automatisches Uploading ins Impfportal und in die Patientenakte. Es ist patientenfreundlicher und übersichtlicher als die Zettelwirtschaft.

„Keinerlei Probleme beim Impfen in der Apotheke“

Hat es beim Impfen in der Apotheke in Südtirol jemals Probleme gegeben?

Peer: Mir sind keinerlei Probleme bekannt. Vielmehr spricht sich mehr und mehr herum, dass das Setting sehr entspannt ist. Das Impfen durch Apothekerinnen und Apotheker wird immer beliebter. So veranstalten wir etwa eigene Impfabende, meistens zwischen 20 und 22 Uhr. Auch hatte ich schon die ganze örtliche Feuerwehr als „Impfling“ zu Gast in meiner Apotheke.

Wie sehen Sie die Zukunft des Impfens in der Apotheke in Italien?

Peer: Das Impfen in der Apotheke ist ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte. Das sagt die Bevölkerung, das sagt die Apothekerschaft und das sagt nicht zuletzt die Regierung in Rom. Dort gibt es Bestrebungen, das Impfangebot zu erweitern: Ab 2026 sollen ALLE Pflichtimpfungen in den Apotheken aufgefrischt werden können.

„Die Nähe zur Bevölkerung ist die Stärke der Apotheke“

Was ist Ihre persönliche Meinung zum Impfen in der Apotheke?

Peer: Die Impfquoten gehen immer weiter zurück. Daher braucht es einen niederschwelligen Zugang. Den bietet die Apotheke. Sie hat praktisch immer offen, und ich brauche keinen Termin. Ein Konkurrenzdenken zwischen den Gesundheitsberufen ist hier fehl am Platz – der Patient muss geimpft werden, nur darum geht es. Die Apotheke ist nahe an der Bevölkerung. Das ist ihre Stärke.