Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Tirol und Oberösterreich – gleich aus mehreren Bundesländern wurden in den vergangenen Tagen und Wochen Masern-Fälle gemeldet. Das ist beunruhigend, denn mit der Masern-Impfung gibt es längst einen einfachen und sicheren Weg, um solche Ausbrüche zu vermeiden und die Infektionskrankheit mittelfristig durch eine hohe Durchimpfungsrate sogar ganz auszurotten.
Unter den jüngst gemeldeten Fällen befinden sich überwiegend Kleinkinder, die nicht geimpft wurden, obwohl die Masern-Impfung in Österreich Teil des öffentlichen Gratis-Impfprogramms ist. Diese vermeidbaren Impflücken ermöglichen es den Masern (und anderen Infektionskrankheiten) wieder Fuß zu fassen – in Österreich und auch anderen europäischen Ländern, wo zuletzt ebenfalls wieder vermehrt Masern-Fälle berichtet werden. Die Corona-Zeit hat die Impflücken in Europa leider noch vergrößert – teils als negative Begleiterscheinung mancher Krisenmaßnahmen (z.B. Einschränkungen in der medizinischen Versorgung), teils durch die gestiegene Impfskepsis in Teilen der Bevölkerung.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit
Dieses Problem sollte nicht unterschätzt werden, denn die Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine hochansteckende Erkrankung, die besonders bei Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren und Erwachsenen schwerwiegend sein kann. Typische Symptome bei Masern sind hohes Fieber, der für die Erkrankung charakteristische Hautausschlag (rote, grobflächige Flecken) und Bindehautentzündung. Auch Bronchitis, Mittelohrentzündung und Lungenentzündung können von den Viren ausgelöst werden. Zudem führen Masern zu einer zwei bis drei Jahre anhaltenden, deutlichen Schwächung des Immunsystems und erhöhen so die Anfälligkeit für weitere Infektionskrankheiten.
Übertragen wird das hochansteckende Virus über die Luft beim Husten oder Niesen. Menschen, die an Masern erkranken, sind bereits vor dem Auftreten des typischen Masernausschlags ansteckend. Die Ansteckungsgefahr besteht üblicherweise vier Tage vor Auftreten des Hautausschlags und hält bis vier Tage nach Beginn des Ausschlags an.
Da Masern nur beim Menschen vorkommen und nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, könnten sie durch eine hohe Durchimpfungsrate prinzipiell ausgerottet werden. Denn die Impfung schützt nicht nur vor der Erkrankung, sondern sorgt auch für eine sterile Immunität. Geimpfte Personen können also weder selbst angesteckt werden noch andere anstecken.
Für den Aufbau eines wirksamen Impfschutzes sind zwei Impfdosen nötig. Die erste Teilimpfung erfolgt üblicherweise nach dem 9. Lebensmonat, die zweite Teilimpfung nach dem 12. Lebensmonat. Wer im Kindesalter nicht geimpft wurde, sollte die Immunisierung später unbedingt nachholen.
Wann kommt das Impfen in der Apotheke?
Um die Impflücken bei Masern und anderen Infektionskrankheiten zu schließen, sind vor allem Aufklärungsarbeit und möglichst niederschwellige Impfangebote nötig. Beides kann bzw. könnte von den Apotheken geleistet werden. Die Impfberatung und die damit verbundene Aufklärung über bedenkliche „Impfmythen“ zählt schon lange zu den täglichen Aufgaben der Apotheker:innen. Außerdem haben bereits über 2.000 Apotheker:innen die duale Impffortbildung der Apothekerkammer absolviert und könnten jederzeit selbst mit dem Impfen loslegen. Das würde das Impfen für die Bevölkerung noch einfacher machen, denn die Apotheken sind in ganz Österreich flächendeckend verteilt und es gäbe praktisch keine Wartezeiten. In vielen anderen europäischen Ländern ist das Impfen in der Apotheke darum bereits Standard. In Österreich wartet man leider noch immer auf den längst überfälligen politischen Startschuss.