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Oxytocin: Mehr als ein „Kuschelhormon“

Oxytocin wird häufig als „Liebes-“ oder „Kuschelhormon“ bezeichnet. Das ist nicht falsch, greift jedoch nach heutigem Kenntnisstand zu kurz. Denn das Hormon hat eine breitere prosoziale Wirkung. So spielt es nicht nur bei angenehmen Berührungen eine Rolle, sondern auch beispielsweise bei Empathie, Blickkontakt und Zulassung von Nähe.

Das Effektorhormon kommt beim Menschen (und anderen Säugetieren) natürlich im Körper vor. Es wird im Hypothalamus (Abschnitt des Zwischenhirns) gebildet und von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet. Seine Wirkung entfaltet es sowohl im Gehirn als auch im übrigen Körper, wohin es über den Blutkreislauf gelangt.

Oxytocin wird im Hypothalamus gebildet und von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet.

Durch seine prosoziale Wirkung stärkt Ocytocin sowohl Paarbindungen als auch generell das soziale Miteinander und unterstützt uns dabei, Vertrauen in Mitmenschen aufzubauen. Außerdem kann es helfen, Aggressionen zu entschärfen sowie Angst und Stress zu reduzieren.

Auch beim Sex ist Oxytocin ein wichtiger Faktor. Es wird bei intimen Berührungen und vor allem beim Orgasmus ausgeschüttet, steigert die Lust und trägt zu einem zumindest vorübergehenden Gefühl der Verbundenheit, Vertrautheit und emotionaler Nähe zwischen den Sexualpartner:innen bei.

Beim Sex trägt das Effektorhormon zu einem zumindest vorübergehenden Gefühl der emotionalen Verbundenheit zwischen den Sexualpartner:innen bei.

Lange Zeit war Oxytocin allerdings primär als Wehen- oder Frauenhormon bekannt. Denn es erfüllt bzw. fördert während der Geburt und direkt danach wichtige Aufgaben wie das Einleiten der Wehen, die Stimulierung der Milchproduktion und den Aufbau einer emotionalen Bindung der Mutter zum Neugeborenen.

Aufgrund seiner kontrahierenden Wirkung auf die Gebärmuttermuskulatur wird es auch in der Geburtshilfe eingesetzt. So kann es beispielsweise zugeführt werden, um eine überfällige Geburt einzuleiten oder schwache Wehen zu verstärken. Daher rührt auch sein Name: Oxytocin bedeutet im Altgriechischen "schnelle Geburt".

Während des Geburtprozesses und anschließend für den Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind erfüllt Oxytocin wichtige Aufgaben.

Nach der Entbindung kann das Hormon eingesetzt werden, um die Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta) zu beschleunigen und Nachblutungen zu begrenzen. Auch in anderen Feldern sieht man therapeutisches Potential für das Hormon, beispielsweise bei Autismus, sozialen Ängsten oder chronischen Depressionen.

So leicht ist das allerdings nicht. Denn gerade psychische Störungen haben oft vielfältige Ursachen und die simple Verabreichung eines Hormons (z.B. als Nasenspray) wird ihrer Komplexität alleine nicht gerecht. Außerdem reagieren nicht alle Menschen gleich auf Oxytocin. Es könnte jedoch zu einem Therapiebaustein bei einigen Erkrankungen werden.

In Studien wird Proband:innen Oxytocin häufig in Form von Nasensprays verabreicht.

Generell weiß man noch zu wenig über das Wirken von Oxytocin im Körper und das komplexe Zusammenspiel mit anderen Botenstoffen. Auch kommen nicht alle Studien zu dem Schluss, dass Oxytocin nur prosoziales Verhalten fördert oder berichten von geringen Effekten. Es bleibt also noch viel über das (mögliche) „Kuschelhormon“ herauszufinden.