Unser Gesundheitssystem beruht auf einem Zusammenspiel verschiedener Berufsgruppen und moderner Technologien. Diese Komplexität bringt viele Vorteile, in der Versorgungskette aber auch einige Herausforderungen mit sich. Damit alle Patient:innen bestens versorgt werden und die systembedingten Risiken für jede Patientin, jeden Patienten minimiert werden, ist es wichtig, dass jede Berufsgruppe ihren Beitrag zur Patientensicherheit leistet. Als Arzneimittelspezialist:innen kümmern sich die 7.000 Apotheker:innen in den öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken täglich darum, dass die Patientensicherheit im Bereich der medikamentösen Versorgung so sicher wie nur möglich ist – sowohl im niedergelassenen als auch stationären Bereich.
Die österreichischen Apotheken versorgen Patient:innen an 365 Tagen im Jahr mit dringend benötigten Medikamenten. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen gibt es bei den Apotheken keine urlaubs- oder betriebsbedingten Schließungen. Dadurch wird sichergestellt, dass es zu keinen Unterbrechungen in der medikamentösen Therapie kommt. Durch die flächendeckende Verteilung der Apotheken und die Bereitschaftsdienste befindet sich immer eine dienstbereite Apotheke in Wohnortnähe – auch nachts und an Sonn- und Feiertagen. Ist ein Fertigarzneimittel nicht lieferbar, kann es in vielen Fällen von Apotheker:innen im apothekeneigenen Labor für die Patient:innen individuell hergestellt werden.
Apotheker:innen beraten Patient:innen zur richtigen Einnahme und Anwendung von Medikamenten und informieren über Neben- und Wechselwirkungen. Das erhöht die Therapietreue sowie den Therapieerfolg und reduziert zugleich arzneimittelbezogene Probleme (z.B. falsche Dosierungen oder unerwartete Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten).
Die Bevölkerung kann sich darauf verlassen, dass in den Apotheken nur neue, einwandfreie und richtig gelagerte Originalprodukte abgegeben werden. Das Risiko, an gefälschte und dadurch möglicherweise gesundheitsgefährdende “Medikamente“ wie bei vielen dubiosen Online-Apotheken zu geraten, entfällt bei der vor-Ort-Apotheke. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem überwacht die Lieferkette vom Hersteller bis zur Abgabe in der Apotheke und lässt kriminellen Fälscherbanden keine Chance.
Mehr als eine halbe Million Menschen über 60 Jahre sind in Österreich von Polypharmazie betroffen – das bedeutet, dass sie fünf oder mehr Arzneimittel dauerhaft und gleichzeitig einnehmen müssen. Je mehr Medikamente, desto größer ist das Risiko von unerwünschten und möglicherweise gefährlichen Wechselwirkungen. Im Rahmen von strukturierten Medikationsanalysen nehmen Apotheker:innen die Gesamtmedikation dieser Patient:innen genau unter die Lupe, decken mögliche Gesundheitsrisiken auf und optimieren die Arzneimitteltherapie.
Je früher ein/e Patient:in über eine Erkrankung oder ein Gesundheitsrisiko Bescheid weiß, desto rascher und wirksamer kann die Behandlung erfolgen. Immer mehr Apotheken bieten darum zuverlässige und moderne Gesundheitstests an, die den Patient:innen Sicherheit geben und die Gesundheitskompetenz stärken.
Die Apotheken leisten mit der Drogenersatztherapie einen wichtigen Beitrag zur sicheren Behandlung von Suchtkranken. Durch die kontrollierte Einnahme von Ersatzmedikamenten in der Apotheke wird die Gefahr für Sucht-Patient:innen, durch Überdosierungen oder Verunreinigungen, die der Konsum auf der Straße üblicherweise mit sich bringt, zu Schaden zu kommen, stark reduziert.
Krankenhausapotheker:innen kümmern sich in den Spitälern um die Beschaffung, Herstellung, Prüfung, Lagerung und Verteilung von Arzneimitteln, Diagnostika und Medizinprodukten inklusive der wichtigen Bevorratung für Not- und Krisenfälle. Sie sorgen dafür, dass alle Patient:innen im Spital zu jeder Zeit gut und sicher versorgt werden können.
Eine zentrale Aufgabe der Krankenhausapotheker:innen ist die Herstellung von Arzneimitteln. Sie produzieren unter anderem für Frühgeborene, Krebs-Patient:innen oder Risikogruppen maßgeschneiderte Präparate, die speziell an ihre Bedürfnisse angepasst sind. Dabei müssen strikte Qualitätsstandards eingehalten werden, denn viele dieser Patient:innen sind immungeschwächt und schon kleinste Verunreinigung können fatale Folgen haben. Die Kontrolle der Rohstoffe sowie der Zwischen- und Endprodukte erfolgt im Kontrolllabor der Apotheke.
Ziel der klinischen Pharmazie ist es, den maximalen Effekt der Arzneimitteltherapie zu erreichen und dabei das Risiko unerwünschter Wirkungen zu minimieren. Krankenhausapotheker:innen arbeiten dazu direkt mit Patient:innen, beraten Ärzt:innen bei Therapievorschlägen und führen klinisch-pharmazeutische Beratungen durch. Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, die Therapie zu optimieren und arzneimittelbezogene Probleme wie Wechselwirkungen, Überverschreibungen oder Dosierungsfehler zu erkennen, zu vermeiden und dadurch für eine sichere Therapie der Patient:innen zu sorgen.
In vielen Krankenhausapotheken kommen inzwischen automatisierte Verblisterungssysteme zum Einsatz, die die Medikation für jede einzelne Patientin, jeden einzelnen Patienten tagesaktuell individuell verpackt. Das erspart dem Personal das mühsame Auspacken und Einsortieren von Tabletten und Kapseln in die individuellen Medikamentenboxen der Patient:innen und reduziert die Gefahr von menschlichen Fehlern beim Sortierprozess.
Antibiotika zählen zu den wichtigsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Damit ihre Wirkung dauerhaft erhalten bleibt und sich möglichst wenig Resistenzen bilden können, ist ein sorgsamer und durchdachter Umgang mit diesen Arzneimitteln unerlässlich. Speziell ausgebildete Krankenhausapotheker:innen beraten Ärzt:innen und das Pflegepersonal zum gezielten Einsatz der verschiedenen Antibiotika und sensibilisieren auf verschiedenen Ebenen für das Resistenz-Problem, damit die Wirksamkeit dieser Mittel auch für künftige Patient:innen erhalten bleibt.