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Welt-Braille-Tag 2025

Greifbare Sicherheit: Brailleschrift auf Arzneimittelpackungen

Der Sehsinn ist unser dominanter Sinn: Rund 70 Prozent aller wichtigen Informationen werden Schätzungen zufolge mit Hilfe der Augen wahrgenommen. Vor einer entsprechend großen Herausforderung im Alltag stehen Menschen, bei denen der Sehsinn nicht oder nur (noch) eingeschränkt funktioniert – das gilt auch für die Medikamenteneinnahme. Darum sind in Österreich und den anderen EU-Ländern auf jeder Arzneimittelpackung die wichtigsten Informationen auch in Blindenschrift (Braille) angebracht.

Arzneimittelhersteller sind seit 2006 EU-weit verpflichtet, den Handelsnamen und die Wirkstärke auf der Außenverpackung einer Arzneispezialität in Braille anzubringen. Diese zusätzliche Kennzeichnung soll gefährlichen Verwechslungen und Dosierungsfehlern vorbeugen.

Medikamente helfen uns, gesund zu werden und Schmerzen zu lindern. Das können sie aber natürlich nur, wenn auch das richtige Medikament in der richtigen Dosierung eingenommen wird. Kommt es zu einer Verwechslung oder einer falschen Dosierung, kann das unangenehme Folgen haben und mitunter sogar sehr gefährlich werden. Für blinde oder sehbehinderte Menschen stellen diese Szenarien eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Hinzu kommt, dass altersbedingte und chronische Augenerkrankungen meist ab dem 50. Lebensjahr auftreten und damit in einer Lebensphase, in der in aller Regel auch mehr Medikamente eingenommen werden müssen als in früheren Lebensabschnitten.

Arzneimittelhersteller sind darum seit 2006 EU-weit verpflichtet, den Handelsnamen und die Wirkstärke auf der Außenverpackung einer Arzneispezialität in Braille anzubringen. Braille ist ein international angewandtes System, das blinden und hochgradig sehbehinderten Personen, die Schwarzschrift nicht oder nur schwer lesen können, das Schreiben und Lesen ermöglicht. Dieses System wurde 1825 von dem erst 16-jährigen Franzosen Louis Braille, der selbst blind war, entwickelt. Ihm zu Ehren, wird am 4. Jänner, seinem Geburtstag, der Welt-Braille-Tag begangen. 

Der Franzose Louis Braille (1809-1852) entwickelte bereits in frühen Jahren ein Punktschriftsystem für Blinde, das nach ihm benannt ist und heute noch verwendet wird.

Sechs Punkte, drei in der Höhe mal zwei Punkte in der Breite, bilden das Raster für die Punkte-Kombinationen, mit denen die Zeichen (Buchstaben, Ziffern, Leerzeichen, …) in der Brailleschrift dargestellt werden. Die Punktmuster werden meist von hinten in Papier eingedrückt und sind vorne mit den Fingerspitzen als Erhöhungen zu ertasten.

Die Anzahl von sechs Punkten ergab sich aus der Erfahrung, dass maximal sechs Tasteindrücke gleichzeitig von den Fingern distinktiv wahrgenommen werden können. Zwischen den Punkten müssen gewisse Mindestabstände eingehalten werden, um das Lesen durch Ertasten zu ermöglichen. Bei sechs (binären) Punkten ergeben sich 26 = 64 Variationen; es sind also 64 verschiedene Zeichen darstellbar.

Drei Arzneimittelgruppen in Brailleschrift.

Neben der Angabe des Handelsnamens und der Wirkstärke auf der Arzneimittelpackung müssen die Hersteller von Humanarzneispezialitäten außerdem die Gebrauchsinformation in einem für blinde und hochgradig sehbehinderte Personen geeigneten Format (z.B. Audio-Datei oder Information via Hotline) zur Verfügung zu stellen.

Ausgenommen sind nur Desensibilisierungsmittel, registrierte homöopathische Arzneimittel und Arzneispezialitäten, die ausschließlich von medizinischem Fachpersonal angewendet werden (z.B. Impfstoffe oder Infusionslösungen).