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Zum Welttag des Sehens:

Magistrale Hilfe für die Augen

Apotheker:innen bereiten jedes Jahr zehntausende patientenindividuelle Augenarzneimittel zu

Augentropfen zählen zu den Arzneimitteln, die am häufigsten in der Apotheke magistral zubereitet werden müssen, u.a. weil viele Fertigarzneimittel in diesem Segment immer wieder von Lieferengpässen betroffen sind.

Der Sehsinn ist unser dominanter Sinn. Es wird geschätzt, dass 70 Prozent aller wichtigen Informationen durch das Auge wahrgenommen werden. Umso wichtiger ist es, diesen Sinn zu schützen und das Auge wirksam zu behandeln, wenn es von einer Erkrankung oder Verletzung geschwächt wurde. Hierbei spielt die magistrale Zubereitung von patientenindividuellen Augenarzneimittel durch Apotheker:innen eine ganz wichtige Rolle.

In der Ophthalmologie (Augenheilkunde) gibt es eine ganze Reihe gut wirksamer Fertigpräparate zur lokalen Therapie von Augenerkrankungen und -beschwerden, doch viele dieser Fertigarzneimittel sind immer wieder von Lieferengpässen betroffen und daher temporär nicht verfügbar. Außerdem können individuelle Unverträglichkeiten gegen bestimmte Konservierungsmittel auftreten. Diese werden den Fertigarzneimitteln für eine längere Haltbarkeit zugesetzt. Um trotzdem alle Patient:innen in Österreich jederzeit zuverlässig mit den individuell benötigten Augenarzneimitteln versorgen zu können, werden in den öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken jedes Jahr zehntausende Augentropfen und Augensalben in aufwendiger Handarbeit zubereitet.

Apotheker:innen bereiten Augentropfen in den apothekeneigenen Labors zu. Dazu ist ein sehr gewissenhaftes Vorgehen nötig (z.B. genaue Prüfung aller verwendeten Wirk- und Hilfsstoffe), denn schon kleinste Ungenauigkeiten oder Verunreinigungen können für die Patient:innen mitunter schlimme Folgen haben.

Zubereitungsprozess in der Apotheke unter strengen Hygienevorkehrungen

Die magistrale Zubereitung von Augentropfen in den apothekeneigenen Labors erfordert großes pharmazeutisches Wissen und handwerkliches Geschick, denn das Produkt wird später direkt im Auge des Patienten, der Patientin angewendet. Eine Verunreinigung oder Kontaminierung (z.B. mit Mikroorganismen) könnte schlimme Folgen haben. Darum erfolgt die Zubereitung in einer sterilen Umgebung – in Krankenhausapotheken in einem Reinraum und in öffentlichen Apotheken mit Hilfe spezieller Gerätschaften. Neben den Wirkstoffen müssen natürlich auch alle Hilfsstoffe (z.B. Lösungsmittel) und alle für die Zubereitung verwendeten Geräte (Behälter, Filter, Pipetten usw.) steril gehalten werden.

Neben der Sterilität gilt es noch einige andere wichtige Aspekte zu beachten. So müssen Augentropfen einen pH-Wert haben, der dem des Tränenfilms möglichst nahekommt (pH ca. 7,4), um Reizungen zu vermeiden. Gegebenenfalls wird der pH-Wert durch Puffersysteme angepasst. Zudem sollten Augentropfen eine ähnliche Osmolarität (= Teilchenanzahl der osmotisch aktiven Teilchen auf Masse des Lösungsmittels) wie die Tränenflüssigkeit haben, um Unbehagen und Reizungen am Auge zu verhindern. Dies wird durch Zusatz von Substanzen wie Natriumchlorid oder anderen Salzen erreicht.

Manche Wirkstoffe in Augentropfen sind lichtempfindlich und müssen daher in lichtgeschützten Fläschchen aufbewahrt werden (z.B. Braunglasflaschen). Zudem muss darauf geachtet werden, dass die verwendeten Konservierungsmittel, Puffer und andere Hilfsstoffe keine Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff eingehen oder diesen in seiner Wirksamkeit beeinträchtigen. Bei Augentropfen ohne Konservierungsmittel gilt es die verkürzte Haltbarkeitsdauer auf der Kennzeichnung zu vermerken. Und je nach Rezeptur können Augentropfen auch eine bestimmte Lagerungstemperatur erfordern (Kühlschrank, Raumtemperatur, etc.).

Apothekerkammer stellt Augentropfen-Kompendium zur Verfügung

Um die Apotheken bei dieser wichtigen und anspruchsvollen Versorgungsleistung für die Bevölkerung zu unterstützen, hat die Österreichische Apothekerkammer gemeinsam mit der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) ein umfangreiches Kompendium standardisierter und praktikabler Augentropfen-Rezepturen ausgearbeitet und allen Apotheken zur Verfügung gestellt. An den im Kompendium enthaltenen Rezepturen können sich Apotheker:innen beim Herstellungsprozess im apothekeneigenen Labor orientieren, um jederzeit hochqualitative Ergebnisse zum Wohle der Patient:innen zu erzielen.

Ein praxisnahes Beispiel aus dem Kompendium ist die magistrale Rezeptur von „Atropinsulfat Augentropfen 0,01% magistral“, welche zur Behandlung der kindlichen Kurzsichtigkeit (Myopie) eingesetzt werden, bei der seit einigen Jahren eine vermutlich lebensstilbedingte Zunahme beobachtet wird. 

Neben Augentropfen werden in einigen Apotheken auch Augensalben magistral hergestellt. Deren Zubereitung ist jedoch noch anspruchsvoller als jene von Augentropfen und erfordert noch zusätzliche Geräte und Hilfsmittel.