Für manche Krankheiten und Beschwerden gibt es keine geeigneten Fertigarzneimittel. Auch bestimmte Altersgruppen sind von diesem Problem betroffen. Gerade für Säuglinge, Kinder und Jugendliche fehlt oft das richtige Präparat in der richtigen Dosierung. Viele Menschen sind auch allergisch gegen bestimmte Wirkstoffe oder Konservierungsmittel in industriell hergestellten Medikamenten. In all diesen Fällen muss die Arznei von Apotheker:innen im apothekeneigenen Labor „maßgeschneidert“, das heißt patientenindividuell hergestellt werden. Man spricht von einer magistralen Rezeptur.
Die frische und individuelle Zubereitung von Arzneimitteln erfordert großes pharmazeutisches Wissen und eine hohe handwerkliche Fertigkeit. Bei dieser anspruchsvollen Apothekenleistung sind die österreichischen Apotheker:innen führend in ganz Europa. Pro Jahr fertigen sie gemeinsam rund sieben Millionen Arzneimittel in Handarbeit für Patient:innen an.
Am häufigsten werden diese magistralen Zubereitungen bei Hautkrankheiten eingesetzt. Dort machen sie rund 45 Prozent der ärztlichen Verschreibungen aus. Zudem werden viele Erkältungsmittel, Augentropfen oder Augensalben in der Apotheke speziell für einzelne Patient:innen hergestellt. Und auch in der Krebstherapie spielen individuell angefertigte Medikamente eine große Rolle. Sogenannte Zytostatika hemmen das Wachstum von Krebszellen und verbessern dadurch die Genesungschancen der Patient:innen. Die Zubereitung in sterilen Reinräumen übernehmen die speziell ausgebildeten Krankenhausapotheker:innen.
Für die Herstellung magistraler Rezepturen gibt es strenge Vorgaben bezüglich der Rohstoffe, der Raum- und Personalhygiene sowie des Zubereitungsprozesses. Zudem führt die Österreichische Apothekerkammer regelmäßige Ringversuche zur externen Qualitätskontrolle durch. Dadurch wird sichergestellt, dass die magistralen Rezepturen der Apotheken stets den höchsten Güte- und Sicherheitskriterien entsprechen.