Schon bald werden Personen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen, in ihrer Apotheke eine so genannte Medikationsanalyse erstellen lassen können. Das Pilotprojekt Medikationsanalyse der Apothekerkammer läuft voll nach Plan und tritt nunmehr in eine neue Phase ein. „Alle Patientinnen und Patienten, die sich um eine Teilnahme an dem Projekt beworben haben, sind jetzt aufgenommen, sämtliche Erstgespräche haben stattgefunden. Damit ist die Rekrutierungsphase abgeschlossen. Wir liegen genau im Zeitplan“, gibt Raimund Podroschko, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer und Projektverantwortlicher, bekannt. „Die Medikationsanalyse ist eine Dienstleistung der Apothekerinnen und Apotheker und kann zukünftig rund einer halben Millionen Personen in Österreich zugutekommen“, so Podroschko.
An der Pilotstudie nehmen 15 Wiener Apotheken mit insgesamt mehr als 200 Patientinnen und Patienten teil. Alle Teilnehmenden sind von Polypharmazie betroffen. Im Rahmen von persönlichen Gesprächsterminen in der Apotheke werden die Medikation und das Wohlbefinden der Teilnehmenden systematisch und anhand eindeutig festgelegter Kriterien erfasst. Eine von einer pharmazeutischen Expertengruppe entwickelte Software unterstützt und strukturiert das Patientengespräch.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch Priv.-Doz. DDr. Christian Schörgenhofer von der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie an der Medizinischen Universität Wien. „Der schnelle Fortgang des Projekts spiegelt das starke Interesse und den großen Einsatz aller beteiligten Personen wider. Jetzt liegt der Fokus ganz auf den Zweit und Drittgesprächen“, erklärt Schörgenhofer das weitere Procedere. Die Ergebnisse der Studie werden voraussichtlich Mitte 2024 vorliegen und dazu beitragen, dass die Medikationsanalyse bald in allen 1.400 Apotheken ausgerollt werden kann.
Medikationsanalyse: Alle Arzneimittel im Blick
Bei einer Medikationsanalyse durch Apotheker:innen wird die Gesamtmedikation einer Patientin, eines Patienten in der Apotheke systematisch unter die Lupe genommen. Dadurch können nicht mehr benötigte Medikamente identifiziert und Wechselwirkungen minimiert werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: verbesserte Gesundheit, geringere Kosten, erhöhte Gesundheitskompetenz. Mehr als 500.000 Österreicherinnen und Österreicher über 60 Jahre sind von Polypharmazie betroffen.
Die Medikationsanalyse ist eine Dienstleistung, die sich vor allem an Patientinnen und Patienten richtet, die von Polypharmazie betroffen sind. Davon spricht man, wenn jemand aufgrund mehrerer Grunderkrankungen dauerhaft fünf oder mehr Arzneimittel gleichzeitig einnehmen muss. Gerade ältere Menschen sind durch die Fülle an Medikamenten oft überfordert und verlieren über die Jahre leicht den Überblick, welche sie weshalb verschrieben bekommen haben, in welcher Dosierung sie diese wann einnehmen sollten, und welches Medikament sich mit anderen verträgt oder eben nicht. Das kann für jeden Einzelnen gesundheitlich negative und für das Gesundheitssystem teure Folgen haben, die durch eine strukturierte Medikationsanalyse einfach und kostengünstig zu vermeiden wären.
Um den Mehrwert einer strukturierten Medikationsanalyse (Typ2a) durch Apotheker:innen für die Patient:innen und das Gesundheitssystem zu dokumentieren, führt die Apothekerkammer derzeit ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt durch. Kooperiert wird dabei mit der Medizinischen Universität Wien und dem Dachverband der Sozialversicherungsträger.