In einer Wiener Apotheke präsentierten Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin Österreichische Apothekerkammer, und Abg.z.NR Mag. Andreas Hanger, Präsident Zivilschutzverband, neue Empfehlungen für die private Vorsorge bei Medikamenten und Heilbehelfen.
Gerade in Zeiten multipler Krisen ist die richtige Vorsorge zu Hause besonders wichtig. Erhebungen des Zivilschutzverbandes Anfang des Sommers (N= 1.350, online, Institut: IMAS) zeigten, dass die Österreicherinnen und Österreicher grundsätzlich gut ausgestattete Haushaltsapotheken besitzen. Im Durchschnitt würde die Bevölkerung laut Selbsteinschätzung während einer Krise 8,6 Tage auskommen, ohne eine Apotheke aufsuchen zu müssen.
Auch die beste Vorsorge hat ein Ablaufdatum
Trotz grundsätzlich positiver Zahlen möchten die Apothekerkammer und der Zivilschutzverband auf die notwendige Vorsorge aufmerksam machen. Medikamente können bei zu langer oder falscher Lagerung ihre Wirkung verlieren. Umso wichtiger ist eine regelmäßige Kontrolle der vorhandenen Mittel und ein rechtzeitiger Austausch. Die Empfehlungen von Apothekerkammer und Zivilschutzverband geben auch Anhalt für die richtige Nachbeschaffung. „Aus unseren Erhebungen wissen wir, dass Menschen, die informiert sind, auch besser für Krisen vorsorgen. Deshalb ist es uns wichtig unsere Informationsangebote für die Bevölkerung mit Expertinnen und Experten regelmäßig zu aktualisieren“, sagt Mag. Andreas Hanger, Präsident des Österreichischen Zivilschutzverbandes.
Österreichs Apotheken helfen bei der Vorsorge
Die Apothekerinnen und Apotheker in ganz Österreich unterstützen und beraten gerne bei der Medikamentenvorsorge und geben Empfehlungen für den persönlichen Bedarf. „Die österreichische Bevölkerung hat dank der mehr als 1400 wohnortnahen Apotheken jederzeit die Möglichkeit, die eigene Haushaltsapotheke krisenfit zu machen. Mehr als 6800 Apothekerinnen und Apotheker wissen ganz genau, was es dafür braucht. Ich kann nur an jede und jeden Einzelnen appellieren, diese Möglichkeit auch zu nutzen“, sagt Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.
Apotheken sind vorbereitet
Bis zu 25.000 Produkte sind in einer Apotheke vorrätig. Schon bisher waren Engpässe nur schwer prognostizierbar. Aus Kostengründen werden Medikamente fast nur noch in Asien produziert bzw. Wirkstoffe nur noch an wenigen Standorten hergestellt bzw. gelagert. Ein Produktionsausfall kann schnell zu weltweiten Lieferschwierigkeiten führen.
Bereits im Februar 2023 hat die Österreichische Apothekerkammer im Rahmen der Task-force Lieferengpässe gegenüber dem Gesundheitsministerium und der Österreichischen Gesundheitskasse auf die Wichtigkeit der magistralen Rezeptur, also der Herstellung bestimmter Arzneimittel durch die Apothekerin bzw. den Apotheker vor Ort, hingewiesen. Diese spezielle und exklusive Leistung der Apothekerschaft gewinnt in Zeiten von Lieferengpässen bei Medikamenten rasant an Bedeutung. Voraussetzung ist die derartige Herstellung ist, dass die benötigten Rohstoffe vorhanden sind.
Um diese zu gewährleisten, wurde von Seiten der Apothekerschaft auch die Notwendigkeit einer Bevorratung bestimmter Rohstoffe sowie einiger Hilfsstoffe und Packmittel hervorgehoben. Zusätzlich bedarf es einer Abnahmegarantie durch das Gesundheitsministerium.
Basierend auf den Vorjahresbestellungen wurden auch für die Wintersaison 2023/2024 genügend Bestellungen bei Großhandel und Pharmafirmen in Auftrag gegeben. Diese sind bereits unterwegs. „Die Apothekerschaft hat dahingehend ihre Hausaufgaben gemacht. Viele haben ihre Lagerkapazitäten ausgebaut, um so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Jetzt liegt es an den Herstellern“, so Mursch-Edlmayr.
Versorgung von Kindern sichern
Eine Allianz für die Gesundheit von Kindern haben die Österreichische Apothekerkammer und die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) im Frühling 2023 ins Leben gerufen. Mit Erfolg: In Apotheken können Rezepturen von Arzneispezialitäten, die Ibuprofen, Paracetamol und Amoxicillin enthalten, so weit ausgearbeitet, dass sie individuell in der Apotheke angefertigt werden können. Die Sozialversicherung übernimmt die Kosten und Patient:innen profitieren, da sie unbürokratisch und ohne chef- und kontrollärztliche Bewilligung versorgt werden können.
Die individuelle Herstellung von Arzneimitteln als ureigenste Aufgabe einer Apotheke diene dazu, akute Lieferengpässe abzufedern, sagt Mursch-Edlmayr: „Das können manchmal nur zwei, drei Wochen sein, in denen ein Präparat nicht verfügbar ist. Wir betrachten die magistrale Zubereitung nicht als Ersatz für die klassische Arzneimittelversorgung. Aber wir sehen uns in der Verantwortung, die Versorgung sicherzustellen. Ganz besonders, wenn die Gesundheit von Kindern gefährdet ist.“
Preisgestaltung bei Medikamenten
In Österreich werden die Arzneimittelpreise im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) geregelt. Dieses definiert auch den sogenannten Erstattungskodex, der jene Arzneimittel beinhaltet, die auf Rechnung der Sozialversicherungsträger verschreibbar sind. In Österreich kosten Arzneimittel wenig. Die Regierung wird voraussichtlich im Oktober beschließen, dass der Höchstpreis eines erstatteten Arzneimittels nur mehr maximal 20 Prozent und nicht mehr 30 Prozent über jenem des günstigsten wirkstoffgleichen Arzneimittels liegen darf. Damit wird Österreich für die Pharmaindustrie noch uninteressanter und so könnte die Menge an verfügbaren Arzneimitteln weiter abnehmen und die Problematik weiter verschärft werden.