Wien (OTS) - Die heute präsentierte Studie „Verbesserung der Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte“, mit der die Österreichische Ärztekammer für einen Ausbau der ärztlichen Hausapotheken argumentiert, basiert auf falschen Daten, fehlerhaften Berechnungen und bringt zentrale Begrifflichkeiten des Arzneimittelrechts durcheinander. Die Apothekerkammer warnt davor, sich von den Behauptungen dieser unprofessionellen und vollkommen unwissenschaftlichen Studie täuschen zu lassen. „Diese von der Ärztekammer beauftragte sogenannte Studie besitzt keinerlei fachlichen Wert und weist haarsträubende inhaltliche Mängel und Fehler auf. Sie ist schlecht recherchiert, enthält falsche, unzulässige Schlussfolgerungen und beeindruckt durch unzureichende und unrichtige Zitierungen von Primärquellen“, zeigt sich Gerhard Kobinger, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, erstaunt von der minderen Qualität der Arbeit.
So werden etwa im Kapitel „Der Markt für Öffentliche Apotheken – Geschäftsentwicklung“ die Begriffe „Arzneispezialität“ und „magistrale Zubereitung“ verwechselt. Von den in Österreich mehr als 13.100 zugelassenen Arzneispezialitäten entfallen nur 677 auf apothekeneigene (magistrale Zubereitungen)“, heißt es auf Seite 11. „Die offensichtlich fachlich unkundigen Studienautoren setzen apothekeneigene Arzneispezialitäten mit magistralen Zubereitungen gleich. Das ist bedauerlich und zeugt von groben Wissensmängeln“, erklärt Kobinger.
Auch der mathematische Zugang der Studienautoren lässt Zweifel an deren Fachkompetenz aufkommen, wie der Apothekerkammer-Vizepräsident weiter ausführt: „Wenn ich, wie auf Seite 10, für die Umsatzberechnung fünf Jahre in Folge in Betracht ziehe, dann handelt es sich um vier Veränderungen und nicht um fünf. Und wer die Begriffe ‚Durchschnitt‘ und ‚Median‘ verwechselt, stellt sich sowieso selbst ins Abseits. Darüber hinaus fehlen in der höchst unprofessionell erstellten Ärztekammer-Studie Quellenangaben fast vollständig. Wo es diese gibt, sind sie oft unzureichend. Eine Erhebung mit derartigen Defiziten kann man nicht ernst nehmen. Und noch weniger kann man auf dieser Basis eine Veränderung des Versorgungssystems anstreben.“
„Bedauerlich ist, dass die dilettantisch erstelle Erhebung der Ärztekammer als Grundlage für die Behauptung dient, man könne durch ein Mehr an ärztlichen Notabgabestellen das Problem des Ärztemangels lösen“, so Kobinger. „Vielmehr kann der Plan der Ärztekammer, die Medikamentenabgabe in die Ordinationen (ärztliche Hausapotheken) zu verlegen und damit 400 Kassenarztstellen zu schaffen, das österreichische Gesundheitssystem ins Wanken bringen, denn viele Apotheken müssten dann ihren Betrieb einstellen. Damit würde ein Teil der Bevölkerung den Zugang zu niederschwelligen Gesundheitseinrichtungen mit Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten an 365 Tagen im Jahr verlieren. Derzeit besuchen in Österreich jeden Tag durchschnittlich etwa 500.000 Personen eine Apotheke“, berichtet Kobinger.
„Medikamente gehören in die Apotheke. Die Trennung zwischen apothekerlicher und ärztlicher Tätigkeit ist ethisch und versorgungstechnisch unbedingt notwendig und ist ein internationaler Standard. So wird auch sichergestellt, dass nicht kommerzielle Überlegungen die Therapieentscheidung des Arztes beeinflussen. Eine vollwertige Arzneimittelversorgung der Bevölkerung kann nur durch die öffentliche Apotheke gewährleistet werden. Nur diese garantiert eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Menschen mit persönlicher und fachlicher pharmazeutischer Beratung. Die Arzneimittelabgabe durch den Arzt kann daher immer nur eine Notlösung sein und niemals eine öffentliche Apotheke ersetzen. Der Vorstoß der Ärztekammer würde die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nicht verbessern, sondern erheblich verschlechtern. Es ist der falsche Weg, wenn man versucht, über den Ausbau ärztlicher Notabgabestellen die Attraktivität des Ärzteberufes zu erhöhen. Vielmehr sollte die Ärztekammer mit den Krankenkassen wegen höherer Honorare verhandeln, wenn sie ihre Mitglieder für unterbezahlt hält. Zudem stellt sich die Frage, warum sich die nach eigenen Angaben ohnedies überlastete Ärzteschaft von ihrer Standesvertretung noch mehr Arbeit aufbürden lassen sollte.“
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